Sonntag, 13. Mai 2012

Das verflixte zweite Album

The Only Place (Mexican Summer, 2012)


Expectation is the root of all heartache“, wusste schon William Shakespeare und genau so ging es mir zuletzt. Der Schmerz ist zwar schon etwas verheilt, die Enttäuschung bleibt dennoch. Und natürlich geht es irgendwie um ein Mädchen, um was denn auch sonst? Ihr Name ist Bethany Cosentino. Zusammen mit ihrem guten Kumpel Bobb Bruno bildet sie die Band Best Coast. Vor knapp zwei Jahren erschien deren Debütalbum „Crazy For You“, welches ich mir aufgrund positiver Besprechungen im Musikexpress, der damals noch zu meiner monatlichen Lektüre gehörte, und bei Pitchfork spntan zulegte. Schön sommerlich klang das alles, nur die Texte bzw. das ständige „crazy“ auf „lazy (und umgekehrt) Gereime nervte leicht. Paar mal gehört und wieder vergessen. Irgendwie landete die CD dann in meinem Reisegepäck und während ich mir zwei Wochen lang von der Sonne das Hirn herausbrennen ließ war „Crazy For You“ der Soundtrack dazu. Es war so etwas wie Liebe auf den zweiten Blick bzw. genau das, was ich brauchte, war ja schließlich selber gerade crazy for jemanden und nichts eignete sich besser als dieser unwiderstehliche, melodieseelige Mix aus Lo-Fi Surfrock und 60’s Girlgroup Sound gepaart mit wunderbar simplen Texten über Liebe, Schmerz, Drama und das alles. Zwölf Songs, zwölf Schüsse direkt ins Herz und es vergeht noch immer keine Woche, in der ich das Album nicht mindestens einmal höre.

Fast forward: seit Freitag steht ist nun der Nachfolger „The Only Place“ in den Läden, wird seit Montag beim NPR gestreamt. Keine Ahnung wie oft ich mir es jetzt schon angehört habe, es will mir einfach nicht gefallen, selbst Schönhören war vergeblich. Schuld daran vor allem meine extrem hohen Erwartungen. Klar, wenn jemandem ein Album so viel bedeutet wie mir „Crazy For You“, dann kann der Nachfolger nur enttäuschen, aber doch nicht so!
In Interviews versichterte uns Bethany immer wieder, wie erwachsen sie doch geworden sei und wie sich das auf ihr Songwriting ausgeübt habe. Was ein Geschwätz! Das Sommerliche ist zwar noch da, aber alles klingt irgendwie gleich, langweilig, blutarm. Auf schnellere Songs hatte man wohl auch keinen Bock. Ein Trauerspiel. Vielleicht sollte sie ab sofort nur noch Fremdkompositionen singen, denn sie ist wahrlich keine schlechte Sängerin.

Zugegeben, ganz so schlecht ist „The Only Place“ dann allerdings doch nicht. Bei der schicken Produktion hat man sich wirklich Mühe, Bethany singt so gut wie noch nie und dann ist da noch der famose Schlusstrack „Up All Night“, ursprünglich 2010 auf einer Splitsingle mit Jeans Wilder erschienen, welches in der neuen Hochglanzversion (die Streicher!) eine ungeheure Strahlkraft entfaltet und einfach nur zum Heulen schön ist. Leider ist das kein wirklicher Kaufanreiz. Ach, das ist alles so schade. 

S.

1 Kommentar:

  1. Das kenn ich nur zu gut. Ist mir schon oft so gegangen, dass ich das erste Album oder die ersten beiden Alben rauf und runter gehört habe, sehnsüchtig auf mehr von dieser Band wartete und als es dann da war, kam die Ernüchterung.
    Aber es gibt auch Bands, die schaffen es mit jedem Album sich in mein Herz zu spielen (das klingt jetzt vielleicht etwas zu kitschig, aber so ist es)
    lg
    Manu

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